Sacramento: Ein Traum zum spielen

Illustratorin und Entwicklerin von Sacramento, Delphine Fourneau, beschreibt dieses Projekt selbst als ein Spiel, dass darum geht flüchtige Erinnerungen festzuhalten, bevor diese ins Nichts verschwinden.

Der Spieler findet sich zu Beginn des Spiels an Bord eines Zuges wieder. In der Ego-Perspektive schaut er aus dem Fenster, bis die Glocken schellen und ihn eine traumhafte, vage Landschaft setzen, die es zu entdecken gilt. Diese Landschaft wird eindrucksvoll in dem Stil eines Wasserfarbgemäldes dargestellt. Die Welt von Sacramento ist dem Spieler offen. Man sucht sich eine Richtung aus und entdeckt wie die irreale Welt auf einen wirkt.

Video-Impressionen zu meinem Durchgang findet ihr auf meinem YouTube Kanal:

Sacramento ist basiert auf Skizzen, die Illustratorin Delphine Fourneau, selbst angefertigt hat. Diese Skizzen erschaffen eine simple, aber Gleichzeitig umfassende Spielwelt. Der Spieler wird nicht durch Mechaniken gefordert, wird aber durch die märchenhafte Welt dazu animiert auf Erkundungstour zu gehen. So erkennt man in der Ferne oft nur schwach ein Objekt, dass sich erst bei näherer Betrachtung zu etwas greifbarem formt. Untermalt wird das Ganze durch den atmosphärischen Soundtrack von Glass Body. Wie in einem Traum, ist die Zeit in der Welt von Sacramento jedoch begrenzt und lädt einem zu mehreren Durchgängen ein.

Wer sich von Sacramento angesprochen fühlt, sollte es unbedingt einmal selbst probieren. Der Link zum Download ist hier. Außerdem rate ich jedem, der das Design von Sacramento ansprechen findet, dazu einen Blick auf die Projektseite der Entwicklerin zu werfen: http://www.dziff.com/. Hier findet ihr einige ihrer ansprechenden Illustrationen und Videospielprojekte.

Die Philosophie der Gaming Eule

Als ich noch ein kleiner Junge war, war es mein Ziel alle Videospiele zu spielen, die es gibt. Jump n Runs, Beat em ups, Shoot em ups, Rollenspiel , Action, Adventure oder Action-Adventure? Ganz egal, Videospiel ist Videospiel. Heute bin ich 25 Jahre alt, habe im Verlauf meines Lebens so ziemlich jede Konsole besessen und meine Steam Bibliothek hat die 300er Marke seit geraumer Zeit durchbrochen. Doch mein Ziel alle Videospiele auf der Welt zu spielen ist schon lange nicht mehr realistisch. Damit meine ich nicht nur, dass das Älter werden und die damit verbundene Verantwortung mir die freie Zeit einschränkt. Nein, die scheinbar unendliche Masse von Videospielen, die es zu entdecken gibt ist in nur einer Lebenszeit nicht zu bewältigen. Obwohl mein naiver Kindheitstraum damit geplatzt ist, kann mein Videospielherz nicht zufriedener sein.

Ein guter Freund, der Musiker ist und sein Leben lang nichts mit Videospielen am Hut hatte, fragte mich einmal: „Wenn ich jetzt ein Spiel kaufen wollen würde. Welches ist das beste?“. Ich konnte ihm nur mit einer Gegenfrage antworten: „Was ist die beste Musik, die es gibt?“. Ich wollte damit nicht auf die alte Diskussion von „Sind Videospiele Kunst?“ eingehen. Ich wollte damit sagen, dass ein Videospiel nicht nur ein Produkt oder ein Spielzeug ist, sondern ein Medium. Ein Medium so wie Musik, Film oder Literatur. Videospiele sind für mich eine Plattform um Ideen oder eine Geschichte an ein Publikum zu transportieren. Natürlich kann man, wie auch in der Musik oder im Film, pur technisch über ein Videospiel argumentieren: „Funktioniert es? Wurde es gut produziert? Wie ist der Sound? Wie lange dauert es bis man das Ende gesehen hat?“ etc. Und das sind alles berechtigte Fragen, besonders wenn man für ein Videospiel bis zu 60 € (oder sogar teilweise noch mehr) ausgeben kann. Trotzdem steckt in einem Videospiel mehr als nur ein Preis-/Leistungsverhältnis.

Im Vergleich zu einem Film, einem Buch oder einem Song, fragt bei einem Videospiel selten jemand: „Wer hat das Spiel gemacht?“. Und damit meine ich nicht nur Ubisoft, EA, Rockstar oder Nintendo als Ganzes, welche in der Videospiel Welt das Pendant zu Pop-Musik wären (was ich absolut nicht abwertend meine). Selten recherchiert man welche Persönlichkeiten dahinter stecken und was ihre Vision für das betreffende Spiel war. Ich meine also einzelne Personen und deren Teams. Vereinzelt gibt es natürlich Videospiel VIPs wie Shigeru Miyamoto (Super Mario Serie), Hideo Kojima (Metal Gear Serie), Hidetaka Suehiro (aka SWERY65 – Deadly Premonition / D4: Dark Dreams Don’t Die) oder Goichi Suda (aka Suda51 – killer 7 / No More Heroes). Was ihre Videospiele besonders macht ist aber nicht nur die Qualität des Produkts, sondern ihre Vision welche aus ihren jeweiligen Spielen heraussticht. Ihnen gelingt es ihre Vision von Spielspaß oder Storytelling in dem Medium Videospiel zu verpacken. Und diese Vision ist einzigartig und abhängig von den Persönlichkeiten, die hinter ihrem Medium stehen. Ein Videospiel ist also nicht gleich ein Videospiel, so wie mein jüngeres Ich noch vermutet hatte.

Diese Unverwechselbarkeit innerhalb des Mediums Videospiel erlaubt es Entwicklern sich zu entfalten und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Dies gepaart mit den neuen Entwicklungen von Videospiel Engines (Stichwort: Unity) und ihrer weiten Verbreitung (Stichwort: Mobile-Gaming), sowie der gesellschaftlichen Akzeptanz von Videospielen als Hobby (Stichwort: Wii) macht die heutige Zeit zu der besten Zeit ein Videospieler zu sein. Noch nie waren Videospiele so divers wie heute und noch nie war es so einfach wie heute diese Videospiele ausprobieren zu dürfen.

Mit diesem Blog möchte ich euch also nicht erzählen, dass „A Link to the Past“ ein geniales Videospiel ist, das wisst ihr nämlich wahrscheinlich schon. Ich möchte eher auf die Suche gehen nach neuen Erfahrungen in dem Medium Videospiel und darüber schreiben. Ich möchte auch (Hobby-) Entwickler finden, die ihre Vision in einem Videospiel festgehalten haben und selbst diese Vision austesten. Ich möchte sehen wie sich Ideen von Menschen in dem Medium Videospiel entfalten.

Kurz: Ich möchte den breiten, unendlichen Ozean von Videospielen durchleuchten und mein Videospielherz sprechen lassen.

Die Gaming Eule